Wolf Röhricht (1886-1953)
Wolf Röhricht beendet 1915 sein Jurastudium in Berlin mit der Promotion. Gleichzeitig wendet er sich dem Kunststudium zu und lernt u.a. Malerei bei Heinrich Knirr und an der Académie Julian bei Bonnard und Vuillard. 1913 schließt Röhricht sich der Freien Sezession in Berlin an und beteiligt sich an ihren Ausstellungen. Ab 1918 gestaltet Röhricht als Vorstandsmitglied der Münchner Sezession die Kunstszene in Deutschland entscheidend mit. Die Berliner Nationalgalerie kauft erste Kunstwerke von ihm. Seine Eindrücke aus vielen Reisen nach Frankreich, Italien, Libanon und Ägypten hält Röhricht in Öl und Aquarellen fest. Ab 1926 lehrt Wolf Röhricht an der Schule des Vereins Berliner Künstlerinnen. Ab 1935 werden seine Werke als "entartet" eingestuft und aus den Museen entfernt. Ein Großteil seiner Kunstwerke wird ins Stadtschloss Kuchelberg bei Liegnitz ausgelagert und geht verloren. 1945 verlässt Röhricht Berlin und geht nach Garmisch-Partenkirchen, später nach München. Röhricht ist als einziger deutscher Maler an der Internationalen Kunstausstellung des Carnegie-Instituts in Pittsburgh/USA 1950 beteiligt und zählt zu den fünfzehn besten Malern Deutschlands. Ab 1948 ist Röhricht Vorstand im Haus der Kunst und bleibt es bis zu seinem Tode in 1953. Röhricht zählt mit seinem vielseitigen Werk zu den Malern der "verlorenen Generation".
"Zermatter Berge", um 1945
Aquarell auf Papier
38 x 47 cm, im Pp. gerahmt ca. 66,5 x 81 cm
rechts unten signiert, kleiner Einriss mit einer Länge von ca. 2,8 cm *)
*) Röhrichts Bergimpressionen aus den 40iger Jahren sind bei Sammlern sehr begehrt. Er schrieb insbesondere zu diesen bereits 1944 einen Aufsatz in der Deutschen Zeitschrift für Maltechnik.
Röhrichts Aquarelle sind in einer Nass-in-Nass-Technik gemalt. Die wässrig-dünnen Aquarellfarben fließen dabei oft ineinander. Hier sehr schön im unteren Teil des Aquarells zu sehen. Dieses Verfahren wird oft nur für Hintergründe wie zum Beispiel den Himmel verwendet. Röhricht malte diesen Stil bewusst auch in anderen Bereichen. Die im Freien entstandene Bergimpressionen bearbeitete er im Atelier weiter, da die oft klirrende Kälte die Aquarellfarben gefrieren liess, die er vorsichtig wieder auftaute, um die Farben in die von ihm vorgesehene Bahnen zu lenken und die damit oft verschwimmende Konturen zu erhalten. In seinem Aufsatz "Vom bildhaften Aquarell und meiner Technik" für die Deutsche Zeitschrift für Maltechnik gab er 1944 einen Einblick in seine Arbeitsweise und sprach sich gegen das Vorurteil aus, dass Aquarelle von geringerem künstlerischen Wert als Ölbilder sind.